Freundschaft zwischen Führungskraft und Mitarbeiter – diese 7 Dinge solltest du beachten

In diesem Artikel erfährst du, wie du als Führungskraft mit einem Kollegen befreundet bleiben kannst, auch wenn er in dein Team wechselt.

Durch 7 Abteilungen bin ich während meiner 13 Jahre bei Spreadshirt gewandert. Dabei habe ich mich natürlich mit einigen Kollegen enger befreundet. Und schließlich kam es dazu, dass ich als Führungskraft mit Leuten arbeitete, die zu meinem Freundeskreis zählten.

Es funktionierte trotzdem – und einige schreiben mir heute noch öfter Nachrichten und halten mich über das Firmengeschehen auf dem Laufenden.

Seit ich selbständig bin, arbeite ich unter dem Titel „Vom Freund zum Chef“. Zahlreiche Menschen fühlen sich davon angesprochen, weil sie sich unsicher sind, ob sie mit ihren Kollegen befreundet sein dürfen.

Dazu ein ganz klares JA von mir!

Es gibt aber einiges zu beachten.

  • Stelle an alle Mitarbeiter dieselben Anforderungen
  • Verhalte dich fair
  • Beförderungen sind kritisch
  • Bezahle den befreundeten Kollegen fair
  • Tratsch bringt Knatsch
  • Geh transparent mit der Freundschaft um
  • Auch fuer die Freunde des Chefs ist es nicht leicht
  • Was koennen Fuehrungskraefte tun

Tipps für Führungskräfte, die mit Mitarbeitern befreundet sind

1. Stelle an alle Mitarbeiter dieselben Anforderungen

Alle müssen heute Überstunden machen? – Ok, dann muss der Freund der Führungskraft auch ran.

Nach 18:00 Uhr erhält niemand mehr eine SMS vom Chef? – Dann der befreundete Kollege bitte auch nicht. Auch, wenn die beiden privat die ganze Zeit chatten.

2. Verhalte dich fair

Führungskräfte sollten darauf achten, dass die Kontakte zu ihrem befreundeten Kollegen während der Arbeitszeit nicht häufiger stattfinden als die zu anderen Mitarbeitern aus dem Team.

Das heißt:

  • mit allen Mitgliedern des Teams ungefähr gleich oft zum Mittagessen gehen
  • die regelmäßigen 1:1-Gespräche mit dem befreundeten Kollegen sind nicht ständig länger als die Gespräche mit allen anderen
  • die Führungskraft verbringt ihre Pausen auch mit anderen Kollegen und fragt nicht nur ihren Freund um Rat bei Entscheidungen

3. Beförderungen sind kritisch

Wenn die Führungskraft einen befreundeten Kollegen befördern will, braucht sie besonders gute Argumente.

Egal, wie offensichtlich großartig die Qualifikation des Kollegen ist – es wird definitiv jemanden geben, der sagt: er hat die Stelle nur bekommen, weil er mit dem Chef befreundet ist.

4. Bezahle den befreundeten Kollegen fair

Es versteht sich von selbst, dass Führungskräfte ihren befreundeten Kollegen aus Gefälligkeit nicht besser vergüten.

Das gilt auch umgekehrt: aufgrund der Freundschaft zum Chef sollte einem Kollegen nicht etwa weniger gezahlt oder erwartet werden, dass er „einen guten Preis macht“, weil das besser ins Budget passt.

5. Tratsch bringt Knatsch

Verschwindet die Führungskraft mit ihrem befreundeten Kollegen öfter zwischendurch zum Kaffee holen?

Dies könnte auf das Team so wirken, als würden aktuelle Geschehnisse ausgewertet werden. Lästeralarm!

6. Geh transparent mit der Freundschaft um

Ich halte es für eine gute Idee, mit der Freundschaft zu einem Kollegen offen umzugehen. Es kommt sowieso heraus, auch wenn man sich Mühe gibt, es zu verbergen.

Und das kann dann nachhaltig das Vertrauen zerstören und Spekulationen fördern: wenn die Freundschaft mit dem Kollegen verschwiegen wurde, was ist vielleicht noch verborgen? Gab es womöglich einen guten Grund, die Freundschaft geheim zu halten?

Wer sich offen zu der Freundschaft bekennt, zeigt, dass er einerseits nichts zu verbergen hat und andererseits selbstreflektiert ist: „Ich bin mit X befreundet, wir treffen uns privat und unternehmen etwas zusammen. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass diese Konstellation nicht optimal ist. Ich bemühe mich sehr, fair zu sein. Bitte sagt mir, wenn ihr euch ungerecht behandelt fühlt“.


7. Auch für die Freunde des Chefs ist es nicht leicht

Meiner Erfahrung nach ist es übrigens meist so, dass es der Freund des Chefs sogar schwerer hat, weil sich die Führungskraft alle Vorteile, Zugeständnisse und Gehaltsanpassungen zweimal überlegt.

Auch im Team haben die Freunde von Führungskräften häufig einen schweren Stand. Sie befinden sich in einer unangenehmen Außenseiter- oder Zwischenrolle.

Sie gehören nicht richtig dazu, weil die Kollegen befürchten, dass Kritik oder Stress im Kollegium weiter getragen werden.

Gleichzeitig dürfen Führungskräfte nicht alle vertraulichen Details mit dem befreundeten Kollegen besprechen, so dass auch hier eine Distanz entstehen kann.

Resultat: der Freund des Chefs genießt nirgends 100%iges Vertrauen.

Was können Führungskräfte tun, dass die Freundschaft zu dem Kollegen bestehen bleibt?

Steht der Wechsel ins Team oder die Einstellung des Freundes kurz bevor, sollte der Vorgesetzte ein ernsthaftes 4-Augen-Gespräch mit seinem Freund führen und folgende Punkte klären:

  • was beide voneinander in ihren Rollen als Führungskraft und Kollege erwarten (keine Kritik vor anderen Kollegen zum Beispiel)
  • wie die Freundschaft außerhalb des Büros erhalten bleiben kann (Dinge tun, die man vorher auch getan hat!)
  • um Verständnis bitten, dass Vertrauliches und Firmeninterna nicht besprochen werden dürfen
  • Unstimmigkeiten und empfundene Ungerechtigkeiten sollten sofort (natürlich nach Feierabend) angesprochen werden

Die Freundschaft wird sich verändern.

Aber nicht unbedingt zum Schlechten 🙂

Von allergrößter Wichtigkeit ist, dass sich die Führungskraft regelmäßig hinterfragt, ob sie alle Mitarbeiter im Team – befreundete und nicht befreundete Kollegen – fair behandelt.

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